‚Die beste aller Welten‘ von Lisa Eckart

✍️ Geschrieben am 2019-01-11 mit 1254 Wörtern. Als Teil von languages German

Ich denke dies ist der beste Text von Lisa Eckart und daher habe ich ihn transkribiert.

[…]
Ja, der anständige Österreicher verreist nicht viel,
bleibt lieber zuhause und
genießt all das was uns Gott gegeben,
und der Vertrag von Versailles gelassen hat.
[…]
Der anständige Österreicher fährt nicht nach Thailand
um sein ABC der Hepatitis wieder aufzufrischen
und später den Kindern als Souvenir mitzubringen.
Nein, der anständige Österreicher fährt auch nicht nach Afrika
Negerschauen… betrachtet dort keine exotischen Wildtiere
einzig um sich zu fragen: … Wie schmeckt das wohl paniert?
Und er tätschelt dort nicht den Wasserbauch von Kindern mit der Frage:
Hast du es den Hunger nicht schon satt?
Er fährt auch nicht an den Meeresstrand und
begrüßt dort nicht halbnackt und im Vollsuff angespülte Asylanten
zu den Klängen von "Ich habe ein knallrotes Gummiboot!"
Nein, das macht er nicht.
Der anständige Österreicher bleibt daheim.
Wie ich. Ich bleibe immer zuhause. Mache Urlaub im eigenen Land.
Und fahre deswegen jeden Sommer nach Ungarn.
[…]
Ja, ein bisschen Heimatliebe muss man schon haben.
Das muss schon drinnen sein.
Aber wenn ich jetzt mal hier bin,
dann möchte ich ihnen auch ein kleines Geschenk geben,
was ich mitgebracht habe.
Ich sehe es nämlich immer nach diesen Veranstaltungen
wenn das Publikum so hinausströmt,
dann habt ihr alle immer diesen Glanz in den Augen.
Und ich weiß in den Köpfen geht immer so vor.
Mein Gott, na! Diese Poetry-Slammer! Diese Künstler!
Was haben die für ein verrücktes Leben.
Was erleben die für Abenteuer.
Wir… ja…
Wir sitzen zuhause, wärmen uns was in der Mikrowelle auf.
Sind selbst zum Suizid ein bisschen zu müde.
Deswegen habe ich mir gedacht:
Nein, da möchte ich euch was schenken.
Ich gewähre euch einen kleinen Einblick in mein dekadentes Luxusleben.
Es lacht da hinten einer deppert,
aber morgen brennt der Neid wie Sau…
aber man wird ja noch träumen dürfen.
… man wird ja noch träumen dürfen.
Der Einblick geht folgendermaßen:
Es ist ein ganz normaler Tag.
Und mir wird immer schrecklich fad.
Ich lege nur reglos und sinniere.
Esse Kuchen und mastubiere.
Zu spät fällt mir schon wieder
nicht immer darf’s der Rechte sein.
Von Muskeln schon so aufgeblasen
wie bei Justizanstaltinsassen.
Ich gönn' mir gleich nen klein Kelch Absint
obgleich der Morgen erst beginnt.
Doch fremd ist mir jede Anstandsmauer,
fürn Alkoholiker ist jede Stund' Happy Hour!
Und bald fühl' ich mich schick wie Oscar Wilde,
die Hände am Toilettenrand verkeilt,
frag ich mich ob auch dieser sich damals so schick erbrach wie ich.
Doch irgendwann am Nachmittag
ich mich dann trübselig doch frag'
das kommt mir bei Zeit so in den Sinn
ob ich gesellschaftnützlich bin.
Meist lach' ich "Nein" und schlafe ein.
Doch an diesem Tag bohrt die Frage,
weshalb ich mir zur Aufgab' nehme,
heute löse ich der Welt Probleme,
und ich erstelle weil ich’s kann,
einen Dreipunkteplan
zum Wohle für Jeder Man und jeder Mann
ehe euch noch der Teufel hole
und sich eines Tages zeigt,
was Kapitalismus und Kultur seit hunderten von Jahren sturr
so gefährlich haben vergeigt.
Ja, seid’s so weit? Gemmas an.
Dreipunkteplan. Ich hab' ma da was zamman gschrieben.

[…]

Erster Punkt: Armut und Finanzkrise.
Des Welt Vermögen’s Ausgleich hinkt
doch was hinkt, kann dennoch gehen
und weil das Geld nunmal nicht stinkt,
bleibt die Ungleichheit bestehen.
Deshalb schlag' ich vor:
erst berauben wir die Reichen,
den Erzbischöfen, Schwerölscheichen,
goldbegrabenen Fürstenleichen.
All den Glücksbrunnen und Teichen,
stehlen wir den letzten Cent,
die Münze aus dem toten Hemd.
Und kaufen damit Tonnen Brot.
Dann!
Werden wir das ganze Brot gefrieren,
gut kühlen wie gestohlene Nieren,
und mit den Brotprügeln aus Stahl
gehen wir nochmal zu den Reichen!
Die nun verarmt voll Kummerqualen,
im leeren Geldspeicher nur schleichen,
und den Kohlenhydratknüppeln
werden wir sie dann zu Tode krüppeln!
Und aus dem Fleisch was zart und duftet,
weil es sich nie bewegt geschuftet
kochen wir köstlich Leichenschmaus
und geben das den Armen aus!

[…]

Wenn der letzte Baum gerodet,
letzter Götterfunk' verodet,
wenn der letzte Fluss vergiftet,
letzter Fisch an Land gedriftet,
dann wird feststellen… jedermann…
dass man Veganer essen kann!
Zweiter Punkt!
Es wär' so einfach. Auf mich hört nie jemand!
Zweiter Punkt: Rassismus und Diskriminierung
Gesellschaft braucht den Sündenbock,
kein schwaches Herz für Hetzer, pflock,
denn wenn der Mensch kein Feindbild wüsst,
na, wie wüsst er dann noch wer er ist.
Der Mensch ist nunmal Herdentier,
und schwarze Schafe braucht die Herde,
gefragt ist nur wen wählen wir,
der schwarzes Schaf der Herde werde.
Da wiederum sage ich: Wir diskriminieren die Kinder!
Erklären sie zur schmutz’gen Minderheit unserer Gemeinschaft
und deklarieren ihnen Feinschaft.
Na warum?
In seiner Ungerechtigkeit,
die Diskriminierung stets begleit',
wäre dies Gerechteste.
Denn so ist jeder einmal dran.
Von 0 bis 10 Jahren jedermann.
Prügelknabe der Nation
und welches Kindlein stört das schon?
Im Mittelpunkt ob gut ob schlecht,
ist jedem Kindlein herzlich recht.
Zudem ergibt das alles Sinn.
Denn schaut’s nur mal genauer hin.
Entartet sind sie allesamt
mit kleinen Händen, kleinen Füßen.
Als Säugling sind sie kaum im Stand
ordentlich auf Deutsch zu grüßen!
Die Sprache wollen sie nicht verstehen
mit einem Jahr zu faul zum Gehen.
Na, 9 Monat haben sie’s gratis fein,
in Mutter’s Asylantenheim.
Da leben sie wohl voll dekadenter
und fressen der Mutter ihr Plazenta.
Was heißt da noch "das liebe Kindl",
das sind Schmarotzer und Gesindl.
Sie wollen sich nicht integrieren,
sind asozial, nur unter sich.
Und ihre fremdartigen Manieren,
sind kulturell sehr wunderlich.
Wie sie sich aus dem Glauben schwindeln,
tragen kein Kopftuch aber Windeln.
Beten nicht zu Gott, Allah,
ihr Heidengott heißt Frau Mama.
Und …
Schaut sie euch an… in Bangladesch,
wer flickt denn das Gewand so fesch?
Und die Schuhe denn so flink,
na? versteht ihr schon den Wink?
Die Kinder nehmen uns die Arbeitsplätze weg!
Drum Zeit wird’s, dass man sie versteckt,
in Kindertages…lagerstätten
wo sie’s dann eh viel besser hätten.
Die Einrichtungen wären schon da
ein Spielplatz liegt ja immer nah.
Ein Ort disziplinierter Tollerei
und drüber schreiben wir "Spielen macht frei".
Und dann… !
Bei H&M und Primark prankt so hoch
dass kein Rebellenkind herangelangt
(das wird die Kaufeslust wohl mindern)
in großer Schrift "Kauft nicht bei Kindern!".
Und wenn Kinder erst der Volksfeind sind,
als Volksschädling erstmal bestimmt,
die weiße Unschuld, fort sodann,
dann rührt sie auch niemand mehr an.
Problem… erledigt.
Warum nicht?
Dritter Punkt: Religion
Naja, wartet!
Wenn Pädophilie nicht mehr erregt ist,
Vatikan ja leer gefickt,
… 4. Punkt…
Das ging schnell.
Na, wir haben ja nur 3.
Ist ja das Problem gelöst.
Tja, ich bin euch wohl ein wahrer Segen.
Wenn ihr euch artig brav daran hält,
tja, dann steht der perfekten Welt wohl endlich da nichts mehr im Wegen.
Wisst’s was?
Irgendwann, da komme ich wieder.
Und schau mir an, was ihr geschafft.
Zwischenzeit’s leg ich mich nieder,
und mach' was ich zuvor gemacht'
Ich danke vielmals!